Saar-Radweg

Hallo Freunde, ich bin gesund und munter, aber habe wenig Zeit zum bloggen. Ich versuche, es wieder aufzuholen. Es ist viel los jeden Tag und das Zelten kostet Zeit und ist aufwendig. Dazu kommt das unbeständige Wetter. Also seht es mir nach und hier nun weiter:7. Juni 2020 Saarbrücken – Merzig 851 kmFahhradfahren ist wieder angesagt. Beim Frühstück in der Jugendherberge habe ich wieder ein aha-Erlebnis und habe mich hinterher über mich selbst geärgert. Ich steuere meinen zugeteilten Sitzplatz im Saal an und schaue kurz auf meinen Tischnachbarn am Kopfende. In wenigen Sekunden habe ich ihn vom Äusseren her in eine Schublade gesteckt. Ich glaube, dass es an dem Baseball Cap lag, dass ich ihn sofort auf „no contact“ setzte. Ich kaute so vor mich hin, als der etwa 30- jährige Bursche plötzlich etwas in den Raum wirft wie „ das ist doch echt ganz schön krass, dass hier so wenig los ist“. Die Frau am Nachbartisch stimmt ihm sofort zu und es beginnt eine kleine Diskussion über die Coronazeit. Ich bin auch erfreut über das „ gebrochene Eis“ und dass die Schublade Baseball Cap bei mir ab sofort gestrichen wird. Es kommt zu einem überaus interessanten Gespräch, wo ich in wenigen Minuten erfahre, dass der junge Stukkateur auch Weltenbummler ist, Neuseeland mag, bald nach Kanada möchte und heute noch einen Freund in Luxemburg besuchen möchte, nach dem Fitnesstudio. Ich schaue auf die Uhr und muss unseren Plausch leider etwas abwürgen.
9:30 JH Check out. Ich öle einfach mal die Kette. Erstes Ziel ist der Tipp vom Museumsmenschen gestern: die Völklinger Hütte. UNESCO-Weltkulturerbe und ein Teil der Geschichte des Saarlandes. Ich komme an und bin erfreut, dass es wohl Fahrradgaragen zum Unterstellen gibt. Die Besichtigung dauert 2-3 Stunden. Für einen Pfand von 10 Euro bekommt man einen Schlüssel und kann sein vollbepacktes Rad in eine Box schieben. Perfekte Lösung. Mein zweites Glück: Heute ist Eintritt gratis, weil Welterbetag. Bingo !
Die Eisenhütte ist kaum zu beschreiben. Ein gigantischer Industriekomplex, der noch so belassen wurde, wie vor 30 Jahren. Unglaublich riesige Maschinen, Röhren, Schornsteine…. Es wird versucht, mit einem Rundgang den Fertigungsprozess zu beschreiben. Dazwischen wird der Industriekomplex als Kunstgalerie genutzt. Afrikanische Fotos oder antike Fundstücke sowie Street Art findet dort seinen Platz in dem an Lost Places erinnernden Industrieruinen. Die Pflanzen sind schon länger dabei, sich Raum zu schaffen.

Mein Tagesziel ist ein Campingplatz in Merzig. Die Rezeption ist wie so oft gleichzeitig Treffpunkt für Dauercamper. Es stehen mehrere Bitburger auf dem Tisch vor dem Büro.

Ein hagerer Mann und eine Frau sitzen rauchend da und der Platzwart kocht gerade Kaffee im Büro. Ich begrüße ihn und frage gleich nach der Maske, aber er lacht nur und so war das Thema erledigt. Natürlich hängen überall Schilder „Maskenpflicht“. Der Platz kostet incl. Bitburger 0,3 mit Duschen 9 Euro. Ich setze mich noch draussen zu den Anderen und halte etwas Smalltalk bzw. erzähle von meiner Tour. Die Zeltwiese liegt gleich am Grundstückszaun und ist ungesichert vor Passanten. Aber ich bleibe trotz Alternativangebot dort, weil es sonnig ist und guter Rasen. Ich dusche, koche und leg mich früh hin.Mo. 8. Juni 2020 Merzig – Wasserbillig (Mosel)Morgens ist es noch ziemlich kalt. Bevor ich zusammenpacke fahre ich zum Kaufland, um ein paar Dinge zu holen und frühstücke dort gleich. Der Supermarkt ist riesig und völlig ungeordnet. Der kleine Netto oder LIDL spart dann doch Zeit beim Suchen. Vor der Rezeption sitzen schon wieder Leute und Bitburgerflaschen sind auch frisch geöffnet. Mein Abschiedsruf wird lautstark erwidert. Sympathische Community.
Die berühmte Saarschleife erreiche ich schon nach wenigen Kilometern. Dabei fällt mir ein, dass ich mir gar keine Gedanken über „innere“ oder „äussere“ Schleife gemacht habe. Je länger ich aussen fahre, umso mehr habe ich das Gefühl, dass es innen schöner sein könnte. Vor mir taucht der Baumwipfelpfad ganz oben auf und ich freunde mich mit der Idee an, dort den Chloe-Pfad hinauf zu kraxeln.

Der Einstieg ist unscheinbar und ich schiebe mein beladenes Rad die Böschung etwas hoch, um es dort optisch geschützt anzuschliessen. Mit der geschulterten Lenkertasche steige ich den urigen Pfad in gutem Tempo nach oben. 30 Minuten später habe ich einen fantastischen Blick über die Saarschleife und bin froh, das gemacht zu haben. Den 7 Euro teuren Baumwipfelpfad schenke ich mir auch aus Zeitgründen.

Die Saarschleife

Unten wieder am Rad nach gut 1 Stunde entschied ich mich dafür, nochmal bis zur Brücke zurückzufahren und dann doch den inneren Schleifenweg zu nehmen. Er ist sicher – im Nachhinein – idyllischer und ruhiger, aber auch vom Belag nicht asphaltiert. Trotzdem hat man schöne Ausblicke und ich hab es nicht bereut.
Hinter Mettlach ging es dann irgendwo etwas steiler zu einem Aussichtspunkt mit Kapelle. Dort stand schon ein vollbepacktes Fahrrad. Auf der Bank neben der Kapelle machte der Fahrer Pause. Ein junger Mann rauchte eine Zigarette und wir kamen ins Gespräch. Sein Weg geht in Richtung Bodensee, aber direkter als meiner. Er berichtet von einem Problem mit dem Hinterrad durch das massive Gepäck. In Trier wurde es noch morgens erst repariert. Die Pause wurde durch unseren Austausch ziemlich lang und nun sollte ich aber weiter. Zumal auch irgendeine schwierige Passage noch kommen sollte. Diese stellte sich aber als harmlose 200 m lange Schiebestrecke aus Sicherheitsgründen heraus. Nichts was Zeit kostete.
Die Saarmündung musste ich fotografisch natürlich festhalten. Wieder ein Grund für eine Pause. Die Mündung beider Flüsse kam mir wie ein See vor. Ein großer Stein und ein rostiges Schild weisen darauf trotzdem noch hin. 10 km noch bis zum Campingplatz. Ich muss die Mosel ein Stück hinauf fahren. Das letzte Stück sogar mittels Fähre nach Luxemburg noch meistern. Dann bin ich da. Auf eine Telefonnummer antwortet ein Mann: Ja, ich komme gleich zu Ihnen. In Arbeitsklamotten mit einem Fahrrad kam er auch schon 2 Minuten später angebraust. Er zeigt mir auf der riesigen Wiese mein Areal und wir verabredeten, dass ich morgen um 10 alles regeln sollte.
Ruckzuck bekam ich auch hier wieder Kontakt. Begrüssung reicht manchmal schon, um ein Gespräch zu haben. Ein junger Mann mit Bierdose in der Hand sprach mich aufs Zelten an. Er hätte jetzt ein Chalet hier auf dem Platz gemietet und bräuchte nicht mehr zelten. Arbeiten würde er hier in einer Kneipe. Ich könne auch bei ihm übernachten, 15 Euro mit Frühstück. Kochen könne ich da auch usw. Er war aufdringlich und ich mochte das nicht. Scheinbar hat er das irgendwann kapiert. Schön an dem Abend war ein plötzlicher Regenbogen am Himmel.

Nicht schön, dass es plötzlich anfing zu regnen, als ich gerade essen wollte. Ein trockenes windstilles Plätzchen gab es gottseidank noch.
P.S. Wie konnte ich Saarburg vergessen ? Ein schnuckliges kleines Städtchen mit Burg und einem tollen Wasserfall (Klein- Bad Gastein sozzsagen)

Wasserfall von Saarburg

5 Kommentare zu „Saar-Radweg“

  1. Hi Fred,

    zur Zeit scheinst du die Biertrinker ja anzuziehen bzw. Sie dich.
    Oder hat das was mit der Region zu tun?
    Schön von dir zu lesen und noch schöner zu wissen, dass es Dir gut geht. Wünsche dir trockenen Tage und viele schöne Momente.

    bis demnächst Thomas

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    1. Danke Thomas, auch schön von Dir zu lesen. Jetzt bin ich gerade in einer Gegend, wo man mit dem Weinglas in der Hand spazieren geht (statt Bierflasche). Auch ne neue Erfahrung. Der Moselwein ist ja was für warme Tage….ich warte noch drauf. Italien – ich vermiss Dich. Danke für deine Wünsche und bleib auch gesund.

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  2. Hallo Fred,
    oh ja, im Schubladendenken bin ich auch gut 😉
    Also besser immer open minded durch die Welt gehen.
    Der Aufdringliche mit der Bierdose hatte davon sicher nicht die Erste.
    Ich hoffe, das Wetter ist bei Dir besser als hier. Es regnet so vor sich hin.
    Überhaupt hängt hier seit heute der Haussegen schief. Christian will am Samstag nicht fahren. Seine Mutter ist heute ins Krankenhaus gekommen. Armbruch nach neuerlichem Sturz, wird morgen operiert. Wenn sie rauskommt, ist wie immer seine Schwester im Haus.Ich sage, er soll trotzdem fahren, anstatt hier rumzugrübeln. Er hat sich gestern von ihr in den Urlaub verabschiedet und wird eh nicht erwartet. Was sagst Du dazu als Pflegefachmann?
    Liebe Grüße von einer traurigen Karen.

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    1. Hallo Karen , ich bin gerade auf der Reichsburg bei Cochem. Wunderschön. Zum Bloggen komme ich kaum noch.
      Nur zur Pflegefrage: Ich würde es abhängig machen vom Schweregrad des Armbruches und ob das OP Risiko sehr hoch ist. Falls dann doch was passiert, macht sich Christian bestimmt Vorwürfe. Aber er ist ja auch nicht aus der Welt und kann innerhalb von Stunden zurück sein. Fahrrad und Gepäck einfach irgendwo einlagern.
      Ratschläge kann man da schlecht erteilen, denn hinterher muss Christian die Konsequenzen (sollten welche kommen) selber ertragen. Eine OP in Vollnarkose ist auch nicht mehr so dramatisch wie früher. Letztlich kommt noch die Frage, ob Christian dann die Tour so geniessen kann ?
      Unterwegs ist bei mir jetzt fast Alles wie früher. Nur Maskenpflicht und ständig Registrierungen in Cafes und Restaurants. Das geht aber. Unterwegs ist ja Mund frei.
      LG Fred aus Cochem z. zt.

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      1. Danke für Deine Antwort Fred. Morgen nach der OP sehen wir weiter. Seine Schwester ist sowieso vor Ort und wohnt mit im Haus.
        Lass bloß das Bloggen sein und genieße die Zeit 😊👍
        Liebe Grüße
        Karen

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